Chronik des TSV

 

Turn- und Sportverein  1921 Wirmighausen               

 

 

Die Gründungen der Turnvereine Anfang des 19. Jahrhunderts gingen auf den Pädagogen und Politiker Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852), auch  Turnvater Jahn genannt, zurück. Dieser weihte 1811 den ersten Turnplatz in der Hasenheide bei Berlin ein. Die Turnerbewegung wurde in früheren Zeiten als politisches Instrument benutzt bis sich dann im 20. Jahrhundert der eigentliche Sportgeist durchsetzte.

 

Zur Gründung eines eigenen Vereins musste eine Satzung entworfen werden. Das versuchten die Wirmighäuser im ersten Anlauf mit einem eigenständigen Entwurf. Da gleichzeitig der Beitritt zur Deutschen Turnerschaft angestrebt wurde, beurteilte diese den Entwurf, der nur wenig Gnade vor ihren Augen fand. Man orientierte sich dann an der schon vorliegenden Satzung des Flechtdorfer Turnvereins und beschloss diese angepasste Neufassung bei der Gründungsversammlung am 

31. Juli 1921 im Gasthaus Kaiser. Der seit dem Frühjahr 1921 bestehende Sportclub trat dem Verein sofort geschlossen bei.

Vor der eigentlichen Betrachtung des Vereines stellen wir als Erstes die Liste der ersten Vorsitzenden bis in die heutigen Tage voran:

 

Fritz Endlich                                                1921 - 1925  Gründer

Karl Henkler (Jordans)                              1926 - 1934

Christian Kalhöfer (Schultenstoffels)      1934 - 1948

Karl Rudolph (Junghans)                          1948 - 1950

Christian Kalhöfer                                      1951 - 1962

Paul Steinhof                                              1963 - 1967

Karl Fischer-Backhaus                             1967 - 1974 Ehrenvorstandsmitglied 1992

Paul Steinhof                                             1974 - 1981

Werner Backhaus                                      1981 - 1992 Ehrenvorsitzender 1992

Armin Bangert                                             1992 - 1994

Paul-Günter Kurpiers                                1995 - 1997

Kurpiers / Schmidtke (Teamvorstand)    1997 - 1999                                                                                   

Hartmut Schmidtke                                    1999 - 2002

Schmidtke / Lückel (Teamvorstand)        2002 - 2003

Regina Lückel                                            2004 -

 

Über die Vorsitzenden hinaus sind weitere Mitglieder im Vorstand und den Abteilungen tätig und mit unterschiedlichen Aufgaben betraut, was bei der heutigen Vielfalt im TSV Wirmighausen auch notwendig ist.

 

Unser Verein wurde mit 17 aktiven, 15 Zöglingen und 15 passiven Mitgliedern  gegründet, alle Mitglieder waren in den ersten Jahren männlich.

Der Hauptschwerpunkt richtete sich auf das Geräteturnen. Vom Turnverein Korbach wurde bereitwillig ein Reck zur Verfügung gestellt,  bis die bestellten Geräte, ein Reck und ein Barren  aus Chemnitz eintrafen. Bis Oktober wurde im Freien geturnt, ab November fanden die Übungsstunden zweimal wöchentlich in Kaisers altem Saal (Standort: Gießings heutiges Wohnhaus) statt. Erst 1933 verlagerten sie sich in den neu errichteten Saalanbau im heutigen Haus Kaiser.

Der Start des Vereines verlief, dank des Engagements und der breiten Beteiligung der Wirmighäuser Jugend, sehr erfolgreich. Die ersten und recht teuren Turngeräte,  zu damaligen Zeiten schon ca. 3500,- Mark,  wurden mit dem Erlös von Spenden und Sammlungen in der Gemeinde finanziert. Erste turnerische Erfolge waren schon 1922 zu verzeichnen. Weitere Geräte, wie Pferd und Sprungmatten im Wert von 5400 Mark wurden durch Turnabende, Theateraufführungen und ein Sommerturnen am „Rickelscheid“ finanziert.  Aus heutiger Sicht eine außerordentliche Leistung  was dort an Geld zusammen kam.    

Zu den oft weit entfernten Wettkämpfen fuhren die aktiven Turner bei jedem Wetter mit den Fahrrädern. Die direkten Auslagen und die Startgelder wurden damals wie heute aus der Vereinskasse beglichen.

 

 

 

 

Für einen sportlichen Ausgleich sorgte die Fußballmannschaft, die von 1925 bis 1935 bestand. In den späteren Jahren wurde immer wieder bei Veranstaltungen und Turnieren eine Mannschaft gestellt. Eine gemeldete Mannschaft die in der Liga mitspielte, gab es nicht.

Außerdem spielte man zu dieser Zeit Theater, die Stücke wurden dann zu Weihnachten in Kaisers Saal aufgeführt.

Durch die politische Entwicklung und den Ausbruch des Krieges stellte der Verein ab 1938 langsam seinen Turnbetrieb ein.

 

Nach dem  II. Weltkrieg bemühte man sich, den Verein wieder zu aktivieren; hierzu war die Erlaubnis der Militärregierung (wir waren amerikanische Besatzungszone) notwendig. Diese gab eine Mustersatzung für die Turnvereine heraus, welche bei der Neugründung am  25.02.1948 wahrscheinlich eingereicht wurde. Die neuen Satzungsvorschriften wurden allgemein ignoriert und aus den protokollarischen Unterlagen ist nicht zu erkennen, dass die alte Satzung von 1921 für ungültig erklärt wurde. Im Jahre 1975 wurde vom Hessischen Turnverband eine Überarbeitung der Satzungen der einzelnen Vereine verlangt, um eine gewisse Einheitlichkeit der Formalitäten hinsichtlich Wahlen und Strukturierung zu erreichen, auch wurden eine ganze Reihe veralteter Bestimmungen umformuliert.

 

Die Neugründung  1948 zeichneten 32 alte und neue Mitglieder. Wieder war zu Beginn der Turnbetrieb fast ausschließlich auf das Geräteturnen beschränkt. Die Übungsabende fanden weiter in Kaisers Saal statt, ebenso das jährliche Schauturnen im Winter. Im Sommer wurde das Turnerfest hinter Kaisers Haus ausgerichtet, wobei dann die Geräte auf der Wiese aufgebaut werden mussten. Das erforderte einiges Geschick, vor allem beim Aufbau des Recks. Die damaligen sportlichen Ansprüche waren noch nicht so hoch gesteckt und die Freude am Turnen stand bei den Veranstaltungen im Vordergrund.

Die weibliche Jugend zeigte ebenfalls Interesse an turnerischen Aktivitäten und so gab es um die 50er Jahre die erste Damenriege.             

 

Im Laufe der Zeit verlor das Geräteturnen seinen Stellenwert und der Schwerpunkt verlagerte sich zu Gunsten der Leichtathletik. Der kleine Sportplatz mitten im Riekelscheid mit seiner 50 m Laufbahn, Sprunggrube und Hartplatz stellte sich bald als zu klein heraus und wurde deshalb nur noch für Schulfeste aber nicht mehr für sportliche Aktivitäten genutzt. Für das Training wurden von der Gemeinde bzw. von privaten Besitzern  Wiesengrundstücke zur Verfügung gestellt, die Laufübungen fanden auf geraden Strecken einer Straße statt.

Im Jahre 1957 begann die Gemeinde zusammen mit dem Verein die Anlegung des Sportplatzes hinter dem Gürenberg, weitgehend in Eigenarbeit vor allem bei den schwierigen Trockenlegungsarbeiten. Ebenfalls 1957 konnte am 27. und 28. Juli bei einem Sportfest die erste Fahne des TSV Wirmighausen geweiht werden.  Mit dieser nahmen 1958 sieben Wirmighäuser Turner am Deutschen Turnfest in München teil.

Nach der Fertigstellung der Sportanlage im Jahr 1959 wurde diese am 25. u. 26. Juli feierlich ihrem Zweck übergeben.                                

 

Die 60ziger Jahre waren die Zeit der Quizturniere, man trat mit Vereinen wie Lelbach, Marienhagen, Flechtdorf, Elleringhausen in den Wettstreit.

1962 wurde dann auch die erste Kinderturngruppe und 1965 die erste Frauen- gymnastikgruppe ins Leben gerufen.

Ein großes Ereignis für unseren Verein wurde das am  23. u. 24. Juli 1966 gefeierte  45jährige Jubiläum. Hier konnte durch Vermittlung von Erich Kalhöfer (Schultenstoffels, hessischer Landesmeister im Kunstturnen), der TSV-Heusenstamm, derzeit deutscher Meister im Mannschaftsturnen mit seinem Mitglied Willi Jaschek, amtierender Deutscher 12 Kampfmeister im Kunstturnen, zum Schauturnen gewonnen werden. Für diesen Zweck musste ein großes Zelt (die Wirmetalhalle gab es noch nicht) auf dem Sportplatz aufgebaut werden. Viele Sportbegeisterte kamen, um die deutschen Meister zu sehen. Bei idealem Sommerwetter wurde am Sonntag unter freiem Himmel geturnt, die draußen verankert aufgestellten Geräte ermöglichten den Zuschauern einen guten Überblick über das sportliche Geschehen.   

 

 

 

 

 

Bei der Ausrichtung der  50 Jahrfeier im Juli 1971 konnten eine Herrenriege aus Heusenstamm und eine Frauenriege aus Wattenscheid zum Schauturnen verpflichtet werden.

Nach dem Festzug mit Kranzniederlegung am Ehrenmal, begann in der Wirmetalhalle (welche 1968 eingeweiht wurde) nach der Begrüßung der Gäste ein buntes Programm. Unter der Mitwirkung des Männergesangvereines, des Frauenchores, der Turnjugend, der Frauengymnastikgruppe und dem Schauturnen der Kunstturner aus Heusenstamm und Wattenscheid endete anschließend der Abend mit Musik und Tanz.

Nach dem Festzug am Sonntagmittag wurde in der Halle und auf dem Sportplatz ein umfangreiches Schauprogramm aufgeführt, dass die Vielseitigkeit sportlicher Betätigung zeigte. In der Presse wurde damals vom „Turndorf Wirmighausen“ und „Kleines Wesfalenhallen Programm“ berichtet.

 

Auch die 60, 65, sowie die 75 Jahrfeier wurde wieder in einem großen Rahmen mit einem turnerischen Programm und in Verbindung mit dem Gaukinderturnfest des Turngau Waldeck gefeiert.

Zu den Veranstaltungen des TSV Wirmighausen  gehören turnusgemäß die Ausrichtung überregionaler Veranstaltungen des Turngau Waldeck, des Sportlerballs der Großgemeinde Diemelsee und der eigene Dorfabend. Der Ostertanz fand über Jahrzehnte ebenfalls unter der Leitung des TSV statt, wurde aber vor einigen Jahren eingestellt, da sich der Aufwand, trotz vielfältiger Ideen,  nicht mehr lohnte. 

Die traditionelle Himmelfahrtswanderung, die schon in den 50ziger Jahren durchgeführt wurde und nur den männlichen Vereinsmitgliedern vorbehalten war, wurde in den 70ziger Jahren durch die Aktion „Trimm Dich“, dem späteren Volkswandern mehr und mehr abgelöst. Eine zeitlang wechselte man sich noch mit dem Männergesangverein bei der Ausrichtung ab, heute beteiligt sich der TSV nicht mehr an der Ausrichtung der Himmelfahrtswanderung.

Im jährlichen Veranstaltungskalender sind seit 1972 die Vereinsmeisterschaften und das Volkswandern eine  fester Bestandteil. Das Volkswandern wurde in den letzten Jahren auch schon mal gemeinsam mit dem VFL Adorf oder dem Heimat- und Verkehrsverein durchgeführt.

An dem am ersten Wochenende im September stattfindenden Ettelsbergturnfest nehmen seit  1956 regelmäßig Sportler des TSV Wirmighausen teil.

 

Der Verein hat sich im Laufe seiner 90-jährigen Geschichte stetig gewandelt und sich den Bedürfnissen, Trends der Zeit und den Wünschen seiner Mitglieder angepasst. Sicherlich haben auch immer die Übungs- und Abteilungsleiter der Sparten und Gruppen das Geschehen ganz entscheidend geprägt.

Die Zielsetzung des Vereins ist aber immer noch, zum Wohle der Mitglieder sich körperlich und geistig zu betätigen.

Die heutigen Sparten des TSV Wirmighausen sind Leichtathletik, Freizeit und Gesundheitssport und Sportschützen.

 

Die Leichtatlethik -Startgemeinschaft LG-Diemelsee wurde 1994 auf Initiative von Beate Speer (die leider viel zu früh verstarb) gegründet, hier verbleiben die Sportler in ihren Stammvereinen, die Wettkampfteilnahme erfolgt aber unter dem Namen LG Diemelsee,  Zusätzlich können talentierte Mitglieder in Talentaufbaugruppen gefördert werden. Neben den wöchentlichen Trainingsstunden nehmen Vereinsmitglieder an verschiedenen Bezirks-, Kreis-, Landes- und Deutschen Meisterschaften teil. Beate Speer selbst konnte durch ihre hervorragenden Leistungen in der Leichtathletik sogar an Europa- und  Weltmeisterschaften teilnehmen und war somit für ihre Trainingsgruppen ein großes Vorbild.

 

Im Bereich Freizeit- und Gesundheitssport sind derzeit 7 Gruppen aktiv, in denen sich alle Altersgruppen vom Eltern- Kindturnen bis hin zur Seniorengymnastik wiederfinden. Heute sind im Gegensatz zu früher überwiegend Frauen aktiv. Gerade im Bereich Freizeit- und Gesundheitssport sind die Ansprüche an die Angebote gestiegen, einige der Vereinsangebote wurden schon zum 5. Mal mit dem Pluspunkt Gesundheit, dem Qualitätssiegel des LSB und des HTV, ausgezeichnet. Seid 2001 finden im Herbst und Frühjahr Kursangebote, die der Gesundheitsvorsorge dienen und von der Krankenkasse unterstützt werden, statt. 

 

Der 1957 gegründete Kleinkaliberverein gliederte sich 1971 dem TSV Wirmighausen an, um dem Landessportbund beizutreten. Zeitweise konnte der Abteilungsleiter der Sportschützen bis zu 5 Mannschaften verzeichnen, die an den Rundenwettkämpfen teilnahmen. Derzeit besteht die Möglichkeit mit Kleinkaliber, Luftgewehr und Pistole zu schießen. Ab den diesjährigen Rundenwettkämpfen wird im neu errichteten Schießstand in der Wirmetalhalle geschossen. Ebenfalls finden die Übungsabende ab jetzt in der Wirmetalhalle statt.

 

In diesem Jahr blickt der Verein auf eine 90–jährige Vereinsgeschichte zurück mit vielen schönen, zum Teil herausragenden Ereignissen. 

Aufgrund der in der Vergangenheit kontinuierlichen und guten Vereinsarbeit, die immer auf die Unterstützung vieler Mitglieder, Wirmighäuser Bürger und Vereine zähle konnte, blicken wir optimistisch voraus und hoffen auf den 100. Geburtstag des

TSV 1921 Wirmighausen